HERMANN-Spielwaren GmbH
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Rolf-G. Hermann
Das Ende einer Ärea

Rolf-G. HermannEs war die Zeit kurz nach dem ersten Weltkrieg. Alles war im Umbruch. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. hatte abgedankt, und mit ihm die Regenten der deutschen Fürstenhäuser. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen war aufgelöst worden, und die Spielzeugstadt Sonneberg wurde in den neu gebildeten Freistaat Thüringen eingegliedert. Hier, nur wenige Kilometer von der Weltmetropole für Spielzeug entfernt, wurde am 20. Januar 1922 Rolf-G. Hermann in dem kleinen Bergdorf Neufang im Familien-Stammhaus seines Großvaters Johannn Hermann geboren. Sein Vater hatte gerade damit begonnen, sich hier im Geburtshaus der ersten Hermann Teddybären unter seinem eigenen Namen Max Hermann eine bescheidene Existenz als Teddybärenmacher aufzubauen. Es mußte ja irgendwie weitergehen. Überall herrschte Arbeitslosigkeit, Hunger und Not. Die anhaltende Inflation begann lawinenartiges Ausmaß anzunehmen. Der Dollarkurs schnellte in die Höhe. Butter, Fleisch und Brot kosteten bereits Tausende von Mark und einEnde war nicht abzusehen.
Die Ehefrauen warteten vor den Betriebstoren, um den Tageslohn ihrer Männer in Empfang zu nehmen, denn die Preise stiegen stündlich. Daß dieser kleine Junge und Stammhalter des Familienzweiges Max Hermann, der hier mitten hineingeboren wurde in jene turbulente Nachkriegszeit, einmal zu einer großen und bekannten Persönlichkeit der deutschen Spielzeugindustrie werden sollte, konnte damals niemand ahnen. Die alten Max Hermann Teddybären waren gerade mal 2 Jahre alt, und vor ihnen lag ein langer steiniger Weg. Die Reparationsschulden lasteten schwer auf der Bevölkerung, und die Reichskanzler der Weimarer Republik wechselten schneller, als daß man sich ihre Namen hätte merken können. Rechte und linke Parteien kämpften um die Macht. Bei all diesen Turbulenzen erlebte Rolf-G. Hermann dennoch eine glückliche Kindheit, die geprägt war durch den Pioniergeist und die Zuversicht seiner Eltern.
So wuchs Sohn Rolf mitten in den Fabrikationsräumen auf, umgeben von Holzwolle, Spieltieren und Teddybären. Hier in seiner Kindheit wurde bereits der Grundstock gelegt für das, was später die Persönlichkeit von Rolf-G. Hermann auszeichnen sollte, seine tiefe Verwurzelung in der Tradition der Herstellung von Spielzeug. Schon als Kind half er im elterlichen Betrieb mit aus und verdiente sich so manchen Groschen extra, wenn es galt, mit dem Fahrrad Heimarbeit in die umliegenden Dörfer auszufahren. Während er heranwuchs, konnte er hautnah miterleben, wie sich die Teddybärenfabrikation seines Vaters aus kleinsten Anfängen heraus zu einem geachteten Unternehmen entwickelte. Einkäufer großer deutscher, englischer und amerikanischer Warenhäuser wie Karstadt, Marks & Spencer oder Woolworth gingen bei Max Hermann ein und aus. Aber auch das Durchstehen schwerer Zeiten, wie Wirtschaftkrisen, Geldentwertung, der Krieg und nicht zuletzt die Teilung Deutschlands, prägten seine Erfahrungswelt und machten aus ihm jene einzigartige Persönlichkeit, so wie viele von uns ihn kannten und schätzten. Denn bei all seinen Erfolgen behielt er sich immer den Blick für die Wirklichkeit.
Rolf-G. Hermann mit dem Bayerischen MinisterpräsidentenMit oberflächlichem Glanz konnte man einen Rolf-G. Hermann nie beeindrucken. Er war dankbar für alles was er erreichte und erreichen konnte, ohne dabei je etwas als Selbstverständlich hinzunehmen. Nach Abitur und Kriegsdienst trat er in das Unternehmen seines Vaters ein und man firmierte fortan unter dem Namen "Max Hermann & Sohn". Mit der Teilung Deutschlands entschloß sich die Familie zur Flucht in den Westen. Man ließ alles zurück und wagte in Coburg einen Neuanfang. Noch mitten in den ersten Jahren des Wiederaufbaus starb sein Vater und für den damals 33-Jährigen begann die schwierige Zeit der Alleinverantwortung. Aufgrund seiner engagierten Arbeit und Ausstrahlung wurde Rolf-G. Hermann im Verlauf der Jahre immer mehr zu einer bekannten Persönlichkeit der deutschen Spielwarenindustrie. Von Anfang an war er am Aufbau des Messegeschehens in Nürnberg mit beteiligt. Nicht nur sein Unternehmen, sondern auch er selbst waren Anteilseigner an der Spielwarenmesse e.G.
RGH auf dem Titelbild des HERMANN Kataloges1979 übernahm er den Vorsitz im oberfränkischen Spielwarenverband und trat damit gleichzeitig in den Vorstand des deutschen Dachverbandes ein. Auch nach dessen Umstrukturierung wurde er erneut in den engeren und später erweiterten Vorstand des deutschen Spielwarenverbandes gewählt, ein Ehrenamt, das er bis zu seinem Tod mit großem Engagement und Überzeugung bekleidete. Rolf-G. Hermann war ein Mann, dessen Name untrennbar mit dem Aufbau der deutschen Spielzeugindustrie nach dem 2. Weltkrieg verbunden ist. Wo er auch hinkam - sein Wort hatte Gewicht. Geradlinig und aufrecht verfolgte er seinen Weg. Auf seinen Handschlag konnte man immer vertrauen. Mit großer Kraft und Stärke lenkte er die Geschicke seines Unternehmens. Unter seiner Federführung entstanden Teddybären, Spieltiere aber auch moderne Comicfiguren, die bei Kindern und Sammlern im In- und Ausland einen hohen Stellenwert genießen. Sein Leben war geprägt durch Verantwortungsbewußtsein, Leistung und Erfolg. Die Liebe zum Spielzeug und zu seiner thüringischen Heimat hat er dabei nie verloren. Vorausschauend und zu rückblickend zugleich beschritt er neue Wege immer fest verwurzelt im Bewußtsein alter Tradition.
1920 durch seinen Vater gegründet, zählt die Hermann-Spielwaren GmbH Coburg heute zu einer der ältesten, bestehenden Spielzeugfabriken Deutschlands. All seine persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Spielzeug spiegeln sich hier wieder. Wie nur wenige vor ihm hat er von Kindheit an bis zuletzt, über sieben Jahrzehnte hinweg, deutsche Spielzeuggeschichte erlebt und später durch eigenes Handeln mitgeformt.

Rolf-G. Hermann verstarb am 19. Juni 1995 im Alter von 73 Jahren an den Spätfolgen einer Herzoperation. Mit ihm ist ein über alles geliebter Vater, ein guter Freund und eine der letzten großen Persönlichkeiten der alten Generation der deutschen Spielwarenindustrie von uns gegangen.

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